Selbstliebe lernen oder Egoismus eindämmen?

 

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Liebe LeserInnen,

heute gibt es mal wieder etwas nachdenkliche Töne. Es geht um ein Thema, das mich seit längerem beschäftigt und recht aktuell ist:

Um Selbstliebe! Um die Frage, lieben wir uns selbst zu wenig oder zu viel? Haben wir einige Konflikte und Probleme im Leben, weil wir uns nicht genügend selbst lieben? Für mich ist diese Frage noch recht neu. Sie begegnete mir vor einigen Monaten in einer spirituellen Facebook-Gruppe. Hier lautet das Credo: Selbstliebe ist die Lösung für alles! Auch wer narzisstisch veranlagt ist, andere kritisiert und unausgeglichen oder herrschsüchtig ist, hat in Wirklichkeit ein Problem mit der Selbstliebe.

Diese Theorie hört sich recht einleuchtend ein. Haben wir nicht alle als Kinder zu viel Kritik abbekommen? Von den Eltern, Lehrern und Kursleitern außerhalb der Schule (ich erinnere mich an Klavierstunden, Tennis-Unterricht etc. pepe..)? Sind wir auch nicht alle in der Schulzeit von Mitschülern mal gehänselt oder auf uncoole Klamotten aufmerksam gemacht worden? Gerade die Mädchen reagieren in einem gewissen Alter sehr sensibel auf solche Äußerungen und machen sich allzu sehr von der Meinung anderer abhängig.

Also langer Rede, kurzer Sinn: Wir haben wohl alle in Kindheit und Jugend und sicher später auch, viel Kritik einstecken müssen. Das bedeutet, diese Theorie, dass sich so manche negativen Charakterzüge entwickeln und wir später auch nicht so recht im Reinen mit uns sind, kann auf jeden Fall stimmen und mit Absagen an unsere Person und unser Äußeres zusammen hängen.

Es ist sicherlich gesund, im Erwachsenenalter einmal Halt zu machen und alte Kritikpunkte über Bord zu werfen. Auch Sätze, die wir vielleicht immer wieder gehört haben, sollten wir noch einmal überdenken und hinter uns lassen.

Einen tollen Artikel zur Selbstliebe und zu der Frage, ob man selber vielleicht einen Mangel daran hat, findet ihr hier “Selbstliebe lässt sich trainieren”. Überlegt einfach selbst, ob Ihr euch von der Thematik angesprochen fühlt, oder nicht. Erfahrungsgemäß sind es oft Frauen, die ihre Grenzen nicht so leicht ziehen können und sich in Familie und Beruf oft selbst aufgeben. Dies kann natürlich zu chronischer Erschöpfung, Depressionen, Burn-Out oder organischen Krankheiten führen. Echte authentische Selbstliebe zu lernen und sich zu erhalten ist also sicherlich eine gesunde Sache.

Wo ist die Grenze zum Egoismus und Narzissmus?

In einem Blog, in dem es um Marken und Produkte geht, muss man sich auch mal mit Fragen des Konsums auseinandersetzen. Es gibt Theorien, die besagen, Frauen kompensieren ihr mangelndes Selbstwertgefühl mit ausufernden Shopping-Touren. Auch viele Stars und Promis finden einfach keine gesunde Grenze, wenn es um Konsum geht. Der Verdacht, dass sie damit etwas kompensieren wollen, liegt also nah.

Wir müssen uns immer fragen, ob uns die neuen Gegenstände eigentlich noch Freude bereiten oder ob wir nur ständig etwas Neues brauchen, um uns selbst zu erneuern? Ist das Shopping-Erlebnis wichtiger als das Tragen der neuen Kleidung oder das Nutzen der Gegenstände? Wenn ja, dann stimmt bereits etwas nicht. Nur, nicht immer ist der Grund mangelnde Selbstliebe, oft ist es einfach zu viel Narzissmus und Egoismus.

Es liegt in der Natur der Sache, dass uns der dritte Sportwagen nicht mehr so freut, wie der erste. Vielleicht haben wir uns den ersten noch hart erarbeitet, aber der dritte kam wie von allein. So ist es mit allen materiellen Dingen. Leben wir im Überfluss, macht nichts mehr so recht Freude. Das ist ein natürliches und gesundes Prinzip, denn im Leben geht es um innere Werte.

Es ist also oft nicht so ganz klar, ob sich die Reichen und Schönen nur deshalb selbst mit teuren Gütern überhäufen, weil sie einen Mangel an Selbstliebe haben oder ob es vielleicht doch zu viel Egoismus und Narzissmus ist. Wie kann man tausende von Euros für ein Luxusgut ausgeben, während gleichzeitig überall auf der Welt Hunger und Armut herrschen? Was geschieht innerlich mit den Menschen, dass sie dieser Punkt nicht mehr rührt?

Die Verfechter der Selbstliebe-Bewegung (und diese gibt es schon seit über 20 Jahren) sind so überzeugt von ihrer Theorie, dass sie sogar die wichtigste Bibelstelle ins Gegenteil verkehrt haben.

Es geht um das Gebot: “Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!” Aus diesem Zitat machen die Selbstliebe-Anhänger den Grundsatz: Erst einmal muss ich mich selber lieben, sonst kann ich auch niemand anderen lieben! Punkt. Das sitzt. Dem kann man kaum widersprechen.

Doch sind die meisten von uns (trotz aller Erziehung) noch so psychisch gesund, dass sie sich selber am meisten lieben. Zu dieser Frage möchte ich einen weiteren Artikel empfehlen: “Wer liebt mich?” Hier wird aufgezeigt, dass wir sehr wohl noch als erstes an uns selber denken, auch wenn wir mangelndes Selbstwertgefühl oder sehr auf Nächstenliebe fixiert sind.

Selbstliebe kann sich zu leicht mit dem Ego zu einem ungesunden Cocktail vermixen. Hier sollte man aufpassen, denn Menschen, die nur auf ihren eigenen Vorteil und Genuss aus sind, gibt es wahrlich schon genug.

“Du hast dein Schicksal bereits vor deiner Geburt abgesegnet”

Ein weiterer Punkt, der meist von den Anhängern der Selbstliebe betont wird, ist die Sache mit dem Schicksal und den negativen Ereignissen im Leben. Viele von ihnen behaupten, wir wurden vor unserer Geburt gefragt, ob wir das Leben, so wie es uns geschieht, annehmen wollen. Angeblich wurde uns gezeigt, was uns erwartet und wir hätten für unser seelisches Wachstum und unsere Annäherung zu Gott Ja dazu gesagt.

Eine sehr gefährliche Annahme, wie ich finde. Aus dieser These heraus gibt es auch keine Opfer auf dieser Welt, sondern diese Menschen haben angeblich das, was ihnen in diesem Leben geschieht, vorher gesehen und o.k. dazugesagt. Aus welchen Gründen auch immer, manche behaupten auch aus karmischer Schuld heraus. Diese Einstellung ist keine Erfindung von mir, sondern sie lässt sich überall nachlesen, sie wird nur harmloser formuliert.

Natürlich lässt sich mit diesem Glauben ein herrliches Leben voller Selbstliebe leben, – wenn man nicht gerade ‘Opfer’ ist oder einige Schicksalsschläge zu verdauen hat. Wir müssen ja nun nichts mehr für andere tun. Wer etwas Schlimmes erlitten hat, wollte es ja so. Wenn Menschen in Not geraten, wenn Gewalt angewendet wurde, dann geschah das für das seelische Wachstum und wir müssen nicht allzu mitleidig sein.. Wir können uns reinen Gewissens wieder unserer Selbstliebe widmen, denn diese ist es ja, worum es in unserer Welt voller Menschen geht…

In diesem Sinne, liebe Leser.. habe ich euch hoffentlich nicht ein wenig die Laune verdorben.. Aber ich denke, gemeinsam können wir es schaffen, mit einem gesunden Maß an Selbstliebe und viel Nächstenliebe die Welt für die Menschen jeden Tag ein wenig besser zu machen.

Lesen Sie dazu auch diese Website, in denen Esoterik-Aussteiger von ihren Erfahrungen berichten.

J. Florence

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