Warum bin ich nicht fotogen?

Zunächst mal ein kleiner Trost: Die wenigsten Menschen sind fotogen. Zwar gibt es einige Promis und Stars, die wirklich auf jedem Selfie wie beim Shooting aussehen, aber das ist doch eher die Ausnahme.

Was heißt das überhaupt fotogen? Fotogen ist man dann, wenn man ohne sich allzu sehr anstrengen zu müssen, auf fast jedem Foto gut aussieht. Manchmal ist dieses Talent erarbeitet, manchmal ein Geschenk der Natur. Models, die von Natur aus fotogen sind, haben natürlich die besten Berufsaussichten. Fotografen und Kunden sparen Geld und Zeit mit diesen Naturtalenten. Trotzdem kann auch ein Model, das alle anderen Voraussetzungen mitbringt, in diesem Punkt an sich arbeiten. Es sollte sogar an diesem Punkt arbeiten. Dazu gehört vor dem Spiegel verschiedene Mimiken auszuprobieren und verschiedene  Formen des Lachens und Lächelns parat zu haben. Nicht jeder Laien-Trick wie das berühmte Cheese macht ein fotogenes Lächeln.

Dass es gar nicht so einfach ist, junge, gertenschlanke und gutaussehende Mädchen auf Fotos top aussehen zu lassen, kann man in jeder Staffel von GNTM wieder neu lernen. Hier werden die Kandidatinnen aufwendigst gestylt und herausgeputzt und trotzdem sind Dutzende von ‘Schüssen’ nötig, damit wenigstens ein einziges perfektes Foto dabei herauskommt. Sehr oft kommt sogar kein einziges zufriedenstellendes Foto heraus – dabei sehen die Kandidatinnen vor der Filmkamera super aus. Man mag diese Sendung mit kritischen Augen sehen und sich über die oberflächliche Scheinwelt mokieren, aber sie deckt doch einige Mythen über die Model-Welt auf. Ein für alle mal wird mit dieser Sendung klar, dass Hochglanzfotos mit perfekten Schönheiten keine Schnappschüsse sind, sondern hart erarbeitet. Warum erwarten wir Normalos also, dass wir in Alltagskleidung und kaum gestylt auf unseren Alltagsfotos toll aussehen? Ein völlig unnötiger Druck und Stress – wenn dies noch nicht mal topgestylte Jungmodels schaffen in Zusammenarbeit mit einem Profi-Fotografen.

Realität oder verzerrte Wahrnehmung

Wir alle kennen das: Wir finden uns auf vielen Fotos ganz schrecklich, die anderen stören sich aber nicht weiter dran. Oder es kommt: “Wieso, so siehst du halt aus..” (manchmal auch mit etwas sadistischen Unterton..). Fakt ist: Unsere Mitmenschen kennen uns in Action und auf manchen Fotos sind wir auch gerade in Action – wir essen, bewegen uns zur Seite, drehen uns um oder sprechen gerade mit jemandem. Das sieht oft komisch aus, stört die anderen aber nicht, weil sie eh wissen, wie wir aussehen, auch wenn wir nicht gerade den Mund verziehen, kauen, krumm stehen etc. Fakt ist aber auch: So wollen wir nicht verewigt werden, wissen wir doch wie wir im Spiegelbild und auf besseren Fotos ausschauen. Schnappschüsse können eben grausam sein. Aber es ist nicht so, dass sie die Realität abbilden und das Selbstbild verzerrt ist. Schnappschüsse fangen Bewegungen und Momentaufnahmen ein – meist ungünstig.

Warum sehen die Models in den Katalogen immer so gut aus?

Nur, weil sie schlank und gutaussehend sind? Nein, das hat noch einen anderen Grund: Sie präsentieren Produkte. Es geht nicht um ihre eigene Person. Wir fühlen uns als Normalos eher unwohl, wenn wir fotografiert werden, weil wir immer das Gefühl haben, wir bieten uns mit dem Foto an oder wir sollen unsere Persönlichkeit darstellen. Das erwartet man ja auch von uns – dass wir auf den Fotos uns so zeigen, wie wir sind. Und das ist die Krux: Das macht verkrampft. Erstens sind wir in verschiedenen Stimmungen, zweitens wissen wir nicht, wer das Foto alles zu sehen bekommt. Drittens fühlen wir uns in der entsprechenden Situation, in einer bestimmten Gesellschaft, auch mal unwohl und machen ganz automatisch ein gequältes Gesicht.

Models, die Kleidung präsentieren, haben es in Wahrheit viel einfacher. Es geht zwar darum, toll und meist schlank dabei auszusehen, aber es geht nicht darum, dass Lieschen Müller sich auf diesem Foto präsentiert. Das entspannt die Situation. Man kann mal einen Selbstversuch wagen und in neue Kleidung schlüpfen und sich vorstellen, man müsste diese Kleidung präsentieren. Schon stellt man sich ganz anders hin und lenkt die Aufmerksamkeit auf die Jeans, das T-Shirt, oder die Jacke und nicht mehr auf die eigene Person. Auch wer nur probeweise ein Schmuckstück präsentiert, wie eine Halskette oder einen Ring, macht sofort ein freundlicheres entspannteres Gesicht, als wenn es um die eigene Person geht.

Accessoires helfen enorm, wenn das Model gut aussehen soll

Wer als Hobby-Fotograf andere Menschen möglichst gut aussehen lassen will, der hilft seinen Models mit Accessoires. Sobald es auf dem Foto nicht mehr um die Person selber geht, sondern um einen Gegenstand oder auch ein Tier, entspannen sich die Gesichtszüge und es entsteht ein ordentliches Foto.

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Schminken, Stylen, Frisieren

Klar ist, dass wir uns wesentlich wohler fühlen, wenn wir uns vor einem Foto schön stylen konnten. Für extra schöne Portrait-Fotos greift man dann schon mal tiefer in den Schminktiegel und frisiert die Haare mondäner, was leider nicht immer zu einem besseren Ergebnis führt.. Fakt ist aber, ein wenig Make-Up sollte schon sein. Warum? Weil nur ebenmäßiger Teint die Physiognomie des Gesichtes zum Vorschein bringt. Es müssen noch nicht einmal Pickel und rote Flecken sein, die man mit Puder oder Make-Up überschminken sollte, nein, es sind oft kleine Hautverfärbungen, die das Foto verfälschen. Diese erkennt man mit dem bloßen Auge oft gar nicht, auf dem Portrait kommen sie aber dann unschön zum Vorschein und spielen sich sogar in den Vordergrund. Also vor wichtigen Fotos bitte das Gesicht mit einem geeigneten Produkt abdecken! Hierbei sollte man den Farbton des Puders oder der Abtöncreme weder zu hell, noch zu dunkel wählen, sondern möglichst genau den natürlichen Hautton treffen. Ein zu dunkler Teint lässt älter aussehen, ein zu heller wirkt kränklich. Nicht umsonst sitzen Models und Prominente stundenlang in der Maske! Kameralicht und Blitzgewitter haben ihre Tücken!

Hat man sich einen ebenmäßigen Teint gezaubert (die Nase nicht vergessen..), dann überlegt man sich, ob man Augen oder Mund oder gar beides betonen will. Hier gibt es keine festen Regeln. Allerdings ist es für gelungene Fotos immer von Vorteil, wenn die Augen größer geschminkt werden.

Doch leider führen all diese Maßnahmen auch nicht garantiert zu einem gelungenen, natürlichen Foto, auf dem die Person so aussieht wie sie eigentlich ist. Wir kennen alle diese Fotos, auf denen unsere Freundinnen oder Bekannten verkrampft versuchen, auszusehen wie ein Model. Gnadenlos überschminkt und gestylt in übertriebenen, unnatürlichen Posen gucken uns wohl vertraute Gesichter lasziv oder verträumt an und man erkennt in den Bildern nicht im Ansatz die Person und ihren Charakter. Leider sehen das nicht nur Bekannte, Verwandte und Freunde so, sondern auch völlig fremde Personen sehen auf dem ersten Blick: Hier versucht Lieschen Müller besonders toll auszusehen und meint, sie wäre ein unentdecktes Model. Solche Fotos sind oft peinlicher als jeder hässliche Schnappschuss!

Ein Portrait wird so gut, wie der Fotograf ist

Nicht umsonst gibt es Starfotografen, bei denen Models und Schauspieler Schlange stehen, um von ihnen fotografiert zu werden. Beispiele sind Annie Leibovitz oder Herb Ritts. Beide fotografieren bekannte Persönlichkeiten, stellen sie neu und anders dar, lassen sie dabei aber immer gut aussehen. Und das ist die Kunst. Ein guter Fotograf ist in der Lage, sein ‘Model’ gut aussehen zu lassen. Dazu gehört ein gewisses Talent, Ruhe, Persönlichkeit und Menschenkenntnis. Das ‘Model’ muss in der Gegenwart des Fotografen sich entspannen können und seine Persönlichkeit öffnen wollen. Dies geht nicht auf Knopfdruck und ein freundliches “Und jetzt Cheese!” schaffen dies nicht. Ein guter Fotograf erkennt auch, dass sein ‘Model’ auf dem Foto schlechter aussieht als in der Realität und gibt sich mit einem schlechten Ergebnis nicht zufrieden. Leider ist es oft so, dass es den Möchtegernfotografen recht egal ist, wie die Person auf dem Foto aussieht, das erleben wir zum Beispiel, wenn es darum geht Passfotos machen zu lassen. Auf diesen ‘professionellen’ Fotos erkennen wir uns oft nicht mal im Ansatz, während der Fotograf mit seinem Ergebnis hochzufrieden ist, weil sich das Gesicht in der richtigen Position befindet..

In diesem Sinne: Nicht verunsichern lassen, wenn man sich auf Fotos selten gefällt. Lieber ein wenig an der eigenen Mimik arbeiten und sich einen Fotografen suchen, der sich Mühe gibt oder sich im Selfie-Schießen üben!

Aus aktuellem Anlass, gibt es noch diesen Link dazu. Beim Cover-Shooting für die Cosmopolitan ist in der Bildbearbeitung einiges schief gelaufen.. Frau Klum hat die Bilder dann leider zu schnell online gestellt… Nun sieht man, wie hier noch so einiges bearbeitet werden muss. Wieder ein Grund mehr, von Laien-Fotos und Laien-Models keine Perfektion zu erwarten. Nur zur Erinnerung: Hier stehen zum einen erfahrene Models vor der Kamera und hinter der Kamera noch mehr erfahrene Fotografen.

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